Trial-Sport der Spitzenklasse in der Hauptstadt! Der Berlin Trials Cup markiert den Wettkampfauftakt im UCI-Trials-Kalender 2017. Beim einzigen UCI-Trials-Indoor-Event in Europa ist Stimmung garantiert. Wahlweise auf 20“- oder 26“-großen Rädern kämpfen die Fahrerinnen und Fahrer in verschiedenen Klassen um Ruhm, Ehre und Weltranglistenpunkte. Vorab sprachen wir mit den Machern des Events Frank Drygalla und Ida Steier.
Sogar für Außenstehende wirkt es, als wäre der Berlin Trials Cup weit mehr als nur ein weiteres Event im Kalender. Wie ist ein Contest mit so viel Herzblut entstanden und woher kommt die Leidenschaft?
Frank: Ich denke die Besonderheit ist, das Trial noch nichts Alltägliches in der Radsportszene ist und viele den Sport nur aus kurzen Clips, z.B. von Danny MacAskill, kennen. Wenn man dann aber die Top-Fahrer über Hindernisse fahren sieht und erkennt welche Balance, Technik, Höhe und Ausdauer einem in diesem Sport abverlangt wird, bleibt man automatisch stehen. Und staunt, was alles möglich ist.
Da wir, mein tolles Helferteam und ich, alle selbst Trial-Fahrer sind, haben wir eben auch einen großen Ansporn den Sportlern etwas zu bieten. Zudem ist die Trial-Szene auch eine große Familie, bei dem alle daran mitarbeiten den Sport bekannter zu machen. Aus eine kleinen Idee und etwas Naivität ist ein toller Wettkampf geworden.
Trial hat eine sehr aktive und große Community, geht aber im MTB Gesamtbild immer noch ein bisschen unter. Viele Leute und selbst Radsportler wissen gar nicht, dass es die Sportart Trial gibt. Woran liegt das?
Frank: Der Fokus der Rad-Verbände in Deutschland liegt sehr auf dem Straßenradsport. Dadurch gibt es weniger Förderung und mediale Aufmerksamkeit für andere „Rand“-Radsportarten. Zudem wird viel Energie in olympischen Disziplinen gesteckt, wobei andere Disziplinen auf der Strecke bleiben – und dabei ist Deutschland die drittstärkste Trial-Nation! Langsam findet ein Umdenken statt und es wird immer öfter auch über die Erfolge der deutschen Trialer berichtet. Wir freuen uns auch sehr, diesen Sport bei der Berliner Fahrradschau so vielen Fahrradbegeisterten näher bringen zu können.
Ida: Sicherlich liegt es auch an der Radkultur, die in anderen Ländern viel mehr gelebt und gepflegt wird. So erkennen beispielsweise französische Touristen in der U-Bahn in Berlin das Fahrrad ohne Sattel immer gleich als „le VTT Trial“.
Wie genau definiert sich Trial eigentlich? Wie würde man es seiner Großmutter erklären? Wie ist der Sport entstanden?
Ida: „Mit dem Fahrrad über Hindernisse fahren ohne dabei den Fuß abzusetzen“ – damit ist wohl der Grundsatz des Trialens am einfachsten erklärt. Trial ist überall möglich: ob man nun mit dem Fahrrad auf die kleine Mauer in der Nachbarschaft oder über einen Findling im Park will – Ziel ist es, nur mit den Räder das Hindernis zu berühren.
Bei einem Trial-Wettkampf gibt es für das Absetzen eines Fußes einen Strafpunkt. Wer am Ende die wenigsten Strafpunkte hat gewinnt. Entsprechend des Leistungsniveaus gibt es verschiedene Schwierigkeitsklassen und die Hindernisse werden immer höher.
Fahrrad-Trial hat sich in den 1970er-Jahren aus dem Motorrad-Trial heraus entwickelt, bei dem ähnliche Regeln gelten. Die Kinder der Motorrad-Trialer wollten irgendwann ihren Eltern nacheifern und sind dann mit ihren Fahrrädern über Steine und Baumstämme gefahren. Schnell hat sich daraus eine eigenständige Radsportart entwickelt, wobei man nicht wirklich sagen kann, wo es den Anfang nahm. Das war wohl eine parallele Entwicklung an verschiedenen Orten.
Wie steht Ihr zu Leuten wie Danny MacAskill und Fabio Wibmer? Hilft die massive mediale Aufmerksamkeit der Videos der Jungs den Sport bekannter zu machen oder hat das Eurer Meinung nach nichts mehr mit Trial zu tun?
Frank: Wir sind begeistert von dem, was die beiden mit ihren eher „normaleren“ Rädern leisten. Und da auch der Begriff Trial dabei immer wieder genannt wird, kann dies nur förderlich für den Sport sein. Dennoch muss eben zwischen Street-Trial und Competition-Trial unterscheiden werden, da beides ein unterschiedliches Leistungsniveau hat und andere Schwerpunkte gesetzt werden.
Danny MacAskill hat in einem Interview mal erwähnt, dass er großen Respekt von den Top-Wettkampffahrern hat, die Höhen- und Weitentechnisch nochmal was drauflegen.
Frank, wie bist Du eigentlich zum Trial fahren gekommen?
Frank: Wie viele andere habe ich mit ca. 13 Jahren, in meiner Heimatstadt Eisenhüttenstadt, angefangen Tricks mit dem Fahrrad auszuprobieren. Hinterradfahren, Treppen runter springen – die typischen Sachen. Mit der Zeit fand ich dann Gleichgesinnte und diese machten mich auf Hans „No Way“ Rey aufmerksam – den Trial-Pionier überhaupt. Wir haben uns dann immer in einem kleinen GT-Fahrradladen getroffen und haben zusammen Trial-Videos von Hans Rey geguckt. Und wie im Video „Monkey See Monkey Do“ machten wir die Sachen nach und wurden so zu richtigen Trialern. Mit 15 fuhr ich dann meinen ersten Wettkampf und blieb bis heute dem Sport treu. Auch damals fand ich beim Training das Aufbauen von Hindernissen und das Abstecken von Fahrspuren toll, was ich nun mit dem Berlin Trials Cup auf hohem Niveau weiter ausüben kann.