Berliner Fahrradschau

Kunstrad for Live

Für die einen ist das Fahrrad ein Gebrauchsgegenstand um von A nach B zu gelangen. Für die anderen ein Sportgerät zur Ausübung des Hobbies. Für Kunstradfahrer David Schnabel hingegen ist das Fahrrad ein Instrument – auf welchem er akrobatische Kunststücke ausübt. Die Basis legte Schnabel, Jahrgang 84, schon früh, genauer gesagt, im Alter von neun Jahren und verrät: „Ich habe viel Blödsinn mit dem Rad auf der Straße angestellt, da wollten mich meine Eltern lieber in der Halle sehen.“ Damals konnte noch keiner ahnen, dass er einmal der erfolgreichste Kunstradfahrer der Welt werden würde.

Mehrfacher bayerischer Meister, mehrfacher Deutscher Meister und achtfacher Weltmeister! Deine Bilanz aus elf Jahren Profisport sucht ihresgleichen – egal in welcher Disziplin. Lässt sich da überhaupt ein einzelnes Highlight herausheben?

Ich durfte so viele großartige und vielfältige Erfahrungen sammeln, da fällt es mir schwer, diese auf einzelne Momente oder Anekdoten zu reduzieren. Wenn wir von Highlights sprechen, würde ich aber definitiv die Heim-WM in Aschaffenburg oder meinen letzten Wettkampfstart mit dem Gewinn des achten WM-Titels an meinem Geburtstag nennen. Das war dann doch sehr speziell und unvergesslich für mich.

Kunstradfahren ist eine der UCI-Disziplinen, denen man als Außenstehender nur sehr selten begegnet. Was sind die Gründe dafür und wie groß kann man sich die Szene in Deutschland vorstellen?

Gerade hier in Deutschland müssen sich alle Sportarten hinter dem Fußball einreihen und erhalten von den Medien weder Sendezeit noch Raum zur Entfaltung. Als nichtolympische Sportart ist es nochmal schwerer. Zudem steckt kein kommerzieller Markt dahinter, der diesen Sport nach vorne treiben könnte, was auch an den handgefertigten und teuren Spezialrädern liegt. Sprich, man kann diesen Sport ausschließlich im Verein und nicht als Hobby im Garten oder auf der Straße ausüben.
Der deutsche Hallenradsport erstreckt sich meiner Kenntnis nach auf etwa 10.000 Lizenznehmer, was gleichzeitig die Weltspitze für Deutschland bedeutet. Jahr für Jahr bestätigt die erfolgreiche Medaillenausbeute bei internationalen Meisterschaften diese Zahl. Zu erklären ist das durch gute Strukturen und Trainerarbeit.

Kannst Du als professioneller Kunstradfahrer von Deinem Sport leben?

Wenn ich mich ganz auf Shows und Auftritte konzentrieren würde, wäre das durch die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten ein gut bezahlter Sport. Engagements im Zirkus, auf einer Messe, bei Firmenevents oder einer Sportgala sind nur ein Auszug aus der Liste potentieller Auftritte. Ich habe mich dazu entschieden, meinen Hauptberuf als Ergotherapeut weiter auszuüben. Daneben – als zweites Standbein – absolviere ich ausgewählte Auftritte. Damit bin ich sehr zufrieden.

Wie bist Du 1993 zu dieser eher exotischen Sportart gekommen? Wann wusstest Du, dass Dich das Fieber gepackt hat? Warum sollte der Nachwuchs unbedingt Kunstradfahren ausprobieren?

In meinem Heimatort Niedernberg, in Unterfranken, gibt es einen Kunstradverein. Gepaart mit meinem jugendlichen Bewegungsdrang und der Suche nach neuen Herausforderungen war der Weg nicht mehr weit. Spätestens mit dem Gewinn der Deutschen Jugendmeisterschaft 2001 hat mich dieser Sport so richtig gepackt. Ich kann allen Sportlern das Kunstradfahren ans Herz legen – es bietet so viele unterschiedliche Facetten, dazu eine tolle Gemeinschaft und beinahe unendlich viele Herausforderungen an neuen Tricks.

Gemeinsam mit seiner Partnerin Lea Schaeppe tritt David Schnabel auf der Berliner Fahrradschau auf.


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